Wie Jugendliche den Frieden sehen

• Rainer Klöfkorn (Bremervörder Zeitung)

Viel Zuspruch für Mahnmal-Entwürfe bei Eröffnung der Ausstellung in der Sparkasse - Jury entscheidet am Mittwoch

Die Jury, die über ein Friedensmahnmal vor der Bremervörder Liborius-Kirche zu entscheiden hat, steht am kommenden Mittwoch vor keiner leichten Aufgabe. Sie hat zwischen sieben Entwürfen zu entscheiden, die von Schülerinnen der Bremervörder Berufsbildenden Schulen (BBS) entworfen und noch bis Mittwoch in der Sparkassen-Geschäftsstelle ausgestellt sind. Bei der Vernissage am Mittwoch wurde das Engagement der jungen Menschen gelobt und gerade angesichts der aktuellen Ereignisse die Wichtigkeit hervorgehoben, an die Einhaltung des Friedens im Kleinen wie im Großen zu mahnen.

Das Ziel ist ambitioniert: Möglichst schon am diesjährigen Volkstrauertag soll das neue Mahnmal vor der Liborius-Kirche eingeweiht werden können. Das sagte mit Michael Freitag-Parey einer der Initiatoren. Nach der Jury-Entscheidung für den Siegerentwurf gibt es bis dahin noch einige Hürden zu überwinden: Das Mahnmal muss erstellt und es muss natürlich auch finanziert werden.
Am Mittwoch wurde darüber aber nur am Rande gesprochen. Im Mittelpunkt der Vernissage, die von Christian Suter auf seiner Gitarre musikalisch begleitet wurde, standen die Entwürfe, die von den BBS-Schülerinnen den zahlreichen Besuchern eingehend erläutert wurden. Für die Sparkasse freute sich der Vorstandsvorsitzende Reinhard Krüger nicht nur über den guten Besuch, sondern lobte auch das Engagement der Schülerinnen: “Einfach großartig”.

Drei Schülerinnen und drei Besucher stehen um Kreis um das kleine Modell der Tür und diskutieren
"Traue dich und gehe hindurch" heißt es im Text zum Entwurf von "Schwelle zum Frieden"

Beteiligt an der Aktion, ein “Mahnmal für den Frieden” auf dem Kirchenvorplatz aufzustellen, sind neben der BBS die Liborius-Kirchengemeinde, die Stadt Bremervörde sowie die kirchliche Friedens- und Gedenkstättenarbeit im Kirchenkreis. Im Rahmen des Geschichts-Unterrichtes befassten sich Schülerinnen und Schüler der BBS ein Jahr lang sehr intensiv mit den Themen Frieden und Gedenken. Das Ergebnis in Form von sieben Entwürfen sollte, so Lehrer Daniel Graack, nicht als spielerische oder heilsgeschichtliche Fantasien oder Utopien abgetan werden. Sie würden vielmehr eine Haltung und eine Auseinandersetzung mit dem Thema ausdrücken. Das Mahnmal, das am Ende ausgewählt werde, solle eine Herausforderung für die Zukunft darstellen.

Der Sparkassen-Chef Reinhard Krüger, Michael Freitag-Parey und Dirk-Frederick Stelling stehen an einem Bistrotisch
Freuten sich über den guten Besucherzuspruch der Vernissage: Sparkassen-Chef Reinhard Krüger (von links), Michael Freitag-Parey und Dirk-Frederick Stelling.

Ebenso wie Graack hoben auch Dirk-Frederick Stelling, auf den die Idee für das Mahnmal zurückgeht, Bürgermeister Detlev Fischer und Superintendent Wilhelm Helmers die Bedeutung von Frieden und Gedenken hervor. An dem zentralen Platz in Bremervörde werde ein Mahnmal stehen, das zeige, “womit die junge Generation für die Zukunft mahnt” (Stelling). Es solle bewusst den Blick nach vorne richten und nicht an ein historisches Ereignis erinnern. Den Schülern und Schülerinnen sei mit dieser Aufgabe deutlich gemacht worden, dass sie ernst genommen würden und ihre Ideen erwünscht seinen, ergänzte Freitag-Parey.

Ein Besucher steht dem Modell des Pfaus und drei Schülerinnen gegenüber und stellt Fragen
Ein Pfau, der die Sage von St. Liborius aus dem 18. Jahrhundert neu erzählt, steht hinter dem Konzept von "Wegweiser zum Frieden"

Das vergangen Schuljahr habe den Schülerinnen die Augen für das komplexe Thema Frieden geöffnet, sagte Christina Mehrtens für die teilnehmenden Schülerinnen. Frieden sei nicht nur zwischen den mächtigsten Ländern wünschenswert, sondern auch im kleinen Kreis der Städte, Dörfer und Familien. “Denn dieser kleine Frieden funktioniert als Stützpfeiler, um den Frieden in der Welt zu halten.”

Zwei Schülerinnen erklären den umstehenden Besuchern ihre Idee von der drehbaren Kugel, welche in einer Schale aus Händen liegen soll.
"Deine helfende Hand" ist der Titel dieses Entwurfes, der eine drehende Kugel zeigt. Sie symbolisiert die Erdkugel und soll die Gesellschaft auffordern, sich aktiv am Friedensprozess zu beteiligen.

Die Schülerin rief die Anwesenden dazu auf, sich mit der Kultur und der Religion der Menschen und Länder zu befassen und hellhörig zu werden, wenn in Reden muslimische Frauen als “Kopftuchmädchen” oder “sonstige Menschen” als Taugenichtse bezeichnet werden. “Das sind die Vorurteile, die in den Köpfen der Menschen zur Störung des Friedens beitragen”, sagte die Schülerin, die mit vier Mitschülerinnen den Entwurf “Friedensgedanken” vorstellte. Die ausgestellten Konzepte zeigten es am Mittwochabend bereits: Der Jury dürfte die Entscheidung über den Siegerentwurf nicht leicht fallen. Deshalb auch erhoffen sich die Initiatoren Unterstützung aus der Bevölkerung: Die Besucher der Ausstellung, die während der Öffnungszeiten der Sparkasse angesehen werden kann, können vor Ort eine Stimme für ihren Favoriten abgeben. Die Schülerinnen der BBS erfahren am Donnerstag in der ersten großen Pause, welcher Entwurf das Rennen gemacht hat.

Eine Schülerin erklärt den Umstehenden das Konzept der Idee mit der Mauer, auf welcher Passanten ihre Gedanken notieren können sollen. Auch hier steht das Modell des Mauerteils auf einem Bistrotisch.
Die Entwürfe für den Wettbewerb lieferten Stoff für Diskussionen. Dazu gehört auch "Friedensgedanken" in Form einer Mauer und mit Platz zum Schreiben.

Dieser Artikel erschien am 02.06.2018 in der Bremervörder Zeitung. Autor: Rainer Klöfkorn.