Mahnmal anstatt Makel

• Theo Bick (Bremervörder Zeitung)

Liborius-Kirchenvorplatz: Bremervörder Berufsschüler sollen Entwürfe für Friedensmahnmal entwerfen

Michael Freitag-Parey (von links), Daniel Graack, Dirk-Frederik Stelling und Wilhelm Helmers stehen am Wasserspiel
Das unschöne Wasserspiel vor der Bremervörder Liborius-Kirche soll verschwinden: Michael Freitag-Parey (von links), Daniel Graack, Dirk-Frederik Stelling und Wilhelm Helmers legen schon einmal symbolisch Hand an.

Das unansehnliche Wasserspiel auf dem Vorplatz der Bremervörder Liborius-Kirche soll verschwinden. Darüber sind sich Stadtratsmitglied Dirk-Frederik Stelling (CDU), Superintendent Wilhelm Helmers, Friedenspädagoge Michael Freitag-Parey von der Gedenkstätte Lager Sandbostel und BBS-Lehrer Daniel Graack einig. Gemeinsam mit 30 Schülerinnen und Schülern der Bremervörder Berufsschule arbeiten sie daran, den von Unkraut überwucherten Brunnen durch ein Mahnmal für den Frieden zu ersetzen.

In den 1950er Jahren wurde das zwei im Deutsch-Französischen Krieg gefallenen Soldaten gewidmete Denkmal auf dem Kirchenvorplatz abgerissen. Seitdem “zierten” verschiedene Brunnen den Kirchenvorplatz. Allesamt ohne erkennbaren geistigen Hintergrund, so Stelling, der auch Mitglied im Kirchenvorstand ist.

Idee am Volkstrauertag

Das soll nun geändert werden. Dass ein öffentlich sichtbares Mahnmal fehle, sei ihm bei einer Kranzniederlegung am Volkstrauertag in der Liborius-Kirche bewusst gworden, sagt Stelling. Daraufhin habe er Kontakt zu Michael Freitag-Parey aufgenommen. Gemeinsam hätten sie sich zum Ziel gemacht, “mit jungen Menschen etwas entstehen zu lassen, dass für Jahrzehnte Bestand hat.” “Es geht um die Frage, inwieweit wir es als Stadt zulassen, dass sich Jugendliche beteiligen”, sagt Freitag-Parey.

Ein Schuljahr lang werden sich die rund 30 Schüler der Berufsbildenden Schulen Bremervörde unter Anleitung von Lehrer Daniel Graack im Geschichtsunterricht mit dem Thema “Frieden und Gedenken” auseinander setzen. Geplant sei eine Mischung aus Theorie und praktischen Übungen, erklärt der Pädagoge. Erst kürzlich sei ein Exkurs zur Gedenkstätte in Sandbostel erfolgt (BZ berichtete), im weiteren Verlauf des Unterrichts dürften Architekten und Künstler in den Diskurs mit den Schülern treten.

Entwürfe im Frühjahr 2018

Vor Ende des laufenden Schuljahres – etwa Anfang Mai 2018 – sollen die Jugendlichen schließlich mehrere Entwürfe für ein Friedens-Mahnmal der Öffentlichkeit präsentieren. Einzige thematische Beschränkung: Es muss ein sichtbarer Bezug zum Thema “Frieden und Gedenken” bestehen. Darüber hinaus gelte es selbstverständlich Bau- und Verkehrsrecht, Denkmalpflege und weitere Rahmenrichtlinien im Blick zu behalten, gibt Helmers zu bedenken.

Das abrissreife Wasserspiel steht auf dem Grundstück der Kirchengemeinde, die Stadt Bremervörde hat jedoch ein langjähriges vertraglich zugesichertes Nutzungsrecht. Es sitzen also mehrere Akteure mit im Boot. Umso wichtiger sei es, konsensorientiert an die Sache heranzugehen, sagt der Superintendent. So sei beispielsweise klar, dass in unmittelbarer Nähe zur Liborius-Kirche nichts entstehen dürfe, was gegen den Sinn der Kirche spreche.

Wichtig ist Helmers und den weiteren Mitgliedern der Planungsgruppe: Es soll ein Mahnmal, kein Denkmal entstehen. “Ein Denkmal ist immer rückwärts gewandt”, so Helmers. Wer in welchem Gremium letztendlich rechtskräftig über den Bau entscheiden soll, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Klar ist hingegen, dass die Öffentlichkeit transparent in den Gestaltungsvorgang eingebunden werden soll. Eine öffentliche Vernissage samt anschließender Ausstellung der Entwürfe im Frühjahr 2018, die Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger für ihren Favoriten zu votieren und die Bewertung der Vorschläge durch eine aus möglichst vielen Berufs- und Altersgruppen zusammengesetzte Jury: Es sind mehrere Bausteine angedacht, um möglichst viele Bremervörder in den Entscheidungsprozess einzubinden.

Fördermittel möglich?

Für die Sicherstellung der Finanzierung des Mahnmals denkt Stadtratsmitglied Dirk-Frederik Stelling unter anderem an öffentliche Fördergelder, die im Rahmen des Sanierungsgebietes “Innenstadt Mitte” beantragt werden könnten. Ansonsten hoffen die Planer unter anderem auf Unterstützung von Organisationen und Vereinen. Die Errichtung eines Friedensmahnmals dürfe nicht an der Finanzierung scheitern, betont Superintendent Helmers.


Dieser Artikel erschien am 07.09.2017 in der Bremervörder Zeitung. Autor: Theo Bick.