Kunstwerk für den Frieden installiert
• Theo Bick (Bremervörder Zeitung)Nach sechs Jahren Planung: Mahnmal “Deine helfende Hand” steht seit Montag auf dem Vorplatz der Liborius-Kirche
Das unansehnliche Wasserspiel auf dem Vorplatz der Bremervörder Liborius-Kirche soll verschwinden. Darüber sind sich Stadtratsmitglied Dirk-Frederik Stelling (CDU), Superintendent Wilhelm Helmers, Friedenspädagoge Michael Freitag-Parey von der Gedenkstätte Lager Sandbostel und BBS-Lehrer Daniel Graack einig. Gemeinsam mit 30 Schülerinnen und Schülern der Bremervörder Berufsschule arbeiten sie daran, den von Unkraut überwucherten Brunnen durch ein Mahnmal für den Frieden zu ersetzen. Sechs Jahre hat es gedauert, am Montag war es vollbracht: Auf dem Platz vor der St. Liborius-Kirche wurde das Kunstwerk “Deine helfende Hand” am alten Standort des zuvor abgebrochenen Wasserspiels installiert.
Groß war die Freude bei Michael Freitag-Parey (Friedenspädagoge der Gedenkstätte Lager Sandbostel), BBS-Geschichtslehrer Daniel Graack, Sarah Poguntke (Stadt Bremervörde) und der ehemaligen BBS-Schülerin Lisa-Emily Jochim. Letztgenannte hatte sich im Schuljahr 2017/18 im Geschichtsunterricht gemeinsam mit Verena Krystkowiak, Bahare Rahimi und Rieke Kniep unter dem Motto “Mahnmal für den Frieden” mit den Themen Frieden und Gedenken beschäftigt. Insgesamt 30 Schülerinnen und Schüler präsentieren damals verschiedene Entwürfe für ein Kunstwerk zum Thema Frieden. Eine 14-köpfige Jury, die sich aus lokalen Vertretern von Stadt, Kirche, Bildung, Kultur und Denkmalpflege zusammensetzte, votierte damals für den Entwurf “Deine helfende Hand”.
Die Skulptur besteht aus einer drehbaren, steinernen Weltkugel, die von vier bronzenen Händen gehalten wird. Die Bronzehände - die Basis bildeten Abgüsse der Hände von Bahare Rahimi - entstanden in der Werkstatt von Lothar Rieke in Worpswede. Als Globus fungiert eine steinerne Weltkugel, die zuvor jahrelang auf dem Bremervörder Bahnhofsvorplatz zu sehen war. Die Evb stellte die Kugel für die Verwendung als Friedens-Mahnmal zur Verfügung. Finanziert wurde die Umsetzung zudem durch städtische Mittel für die Stadtsanierung sowie Spenden der Sparkasse Rotenburg Osterholz, des Ortsrats Bremervörde, des Kirchenkreises Bremervörde-Zeven, der Kirchengemeinde St. Liborius und vom Verein “Kunstsignale”.
Geschichtslehrer Daniel Graack führt mehrere Gründe auf, warum es sechs Jahre vom Konzept bis zur Realisierung dauerte. “Hinter uns liegt ein sehr komplexer Tüftelprozess, an dem ein Bauunternehmer, ein Steinmetz und ein Bronzegießer beteiligt waren.” Zwischenzeitig habe es bezüglich der drehbaren Kugel zudem Sicherheitsbedenken vom TÜV gegeben.
Bürokratische Hürden gab es hinsichtlich des auserkorenen Standortes. Eigentümer des Kirchenvorplatzes ist die Kirchengemeinde, die Stadt verfügt als Pächterin über in einem Nutzungsvertrag festgelegte Rechte. Der Vertrag musste vor der Installation angepasst werden. “Ein bürokratischer Akt, der zwar reibungslos lief, aber eben seine Zeit dauert”, erklärte Graack. Zumal zwischen Stadt und Kirche noch weitere Aspekte neu ausgehandelt werden mussten. “Und dann kam noch Corona dazu”, sagt Graack. Die Pandemie habe im Prinzip weitere zwei Jahre gekostet.
“In den vergangenen Wochen ging es dafür nun umso schneller. Das Wasserspiel wurde abgebrochen, zwei Tage später stand die Weltkugel bereits auf dem Vorplatz der Kirche und am Montag wurden die vier Bronzehände an der Kugel angebracht. “Wir sind sehr glücklich, dass das Kunstwerk einen der Premiumplätze in Bremervörde direkt vor der Kirche, gut sichtbar an der Bundesstraße, erhalten hat. Wir hoffen, dass das Kunstwerk viele Menschen dazu anregt, sich mit dem Thema des gerechten Friedens auseinanderzusetzen”, so die Projektbeteiligten unisono.
Das Kunstwerk solle symbolisieren, dass auch einzelne Personen die Welt in Bewegung bringen können, erklärt Freitag-Parey. Oft reichten schon Kleinigkeiten aus, um eine Veränderung zu bewirken, betont der Friedenspädagoge im Beisein von Lisa-Emily Jochim. Sie sei sehr froh, dass das Projekt nun doch noch habe umgesetzt werden können, sagt sie stellvertretend für das damalige Quartett.
Neben den Schülerinnen, Daniel Graack und Michael Freitag-Parey war auch Dirk-Frederik Stelling (CDU), mittlerweile Bremervörder Ortsbürgermeister, in das Projekt involviert. Auch vonseiten des Kirchenkreises Bremervörde-Zeven und der Liborius-Gemeinde erfuhr das Konzept große Zustimmung.
Jetzt ist die Arbeit beendet – zumindest fast. Eine Tafel mit Erklärtext (siehe Infokasten) soll in den kommenden Wochen noch installiert werden. Danach ist das Vorhaben wirklich beendet – und die Weltkugel in den Händen der Bremervörder.
Dieser Artikel erschien am 19.06.2024 in der Bremervörder Zeitung. Autor: Theo Bick.